- Bauherren
- Magistrat der Stadt Wetzlar Ernst-Leitz-Straße 30 35578 Wetzlar
- Bauzeit
- 2010 ‐ 2015
- Leistungen
- HOAI Tragwerksplanung (§64), LP: 2-6
HOAI Objektplanung (§ 15), LP: 3-9 - Planungsaufgabe und Objekt spezifische Umsetzung
- statisch-konstruktive Bestandsaufnahme,
statisch-konstruktive Schadensaufnahme - Besonderheiten
- Winterbaustelle
Projektbeschreibung
Baugeschichte:
Die Burg Kalsmunt wurde vermutlich um 1180 von Friedrich I. (Barbarossa) als Reichsburg erbaut. Der gesamte Burgbereich soll im 14. Jahrhundert vollständig ausgebaut gewesen sein. Größtes Relikt der alten Burg ist der ehemalige Bergfried, der als Wohn- und Wehrturm errichtet wurde. Die unteren zwei Geschosse sind noch weitgehend erhalten. 1836 ließ der „Wetzlarische Verein für Geschichte und Altertumskunde“ einen ebenerdigen Zugang in die drei Meter dicke Mauer brechen. 1871 folgte der Einbau einer eiserne Wendeltreppe, der Turmkopf wurde als Aussichts-plattform ausgebaut. 1928 wurde die Eisentreppe durch eine Eisenbetontreppe ersetzt. 2010 musste der Turm wegen der akuten Gefährdung der Verkehrssicherheit für Besucher gesperrt werden.
Beschreibung der Baukonstruktion:
Der nahezu quadratische Bergfried hat im Grundriss Seitenlängen von ca. 11,50 m. Der lichte Innenraum beträgt ca. 5,50 x 5,50 m. Die heutige Höhe des noch erhaltenen Turmschaftes beträgt 14,00 – 15,00 m. Das Mauerwerk des Turmes besteht aus mehrschaligem Natursteinmauerwerk. Das verwendete Material variiert über Schal-, Sand-, Tuff-, Basalt- sowie Ziegelsteine und stammt aus verschiedenen Bau- oder Instandsetzungsphasen. Die Treppenkonstruktion der Eisenbetontreppe lastet auf vier Innenstützen und vier Außenstützen. Der Treppenlauf spannt quer auf den Treppenwangen, welche wiederrum von Stütze zu Stütze spannen. Die Aussichtsplattform bildet den oberen Abschluss der Treppenanlage. Das Treppenauge war vor der Maßnahme mit Brüstungen eingefasst. Im Norden und zu Teilen der Ost- und Westseite geht die Plattform über die Mauerkrone hinaus, dort dient statt der Mauerkrone ein Geländer als Absturzsicherung.
Schadensbilder:
Das Mauerwerk des Bergfrieds war geschädigt durch Verwitterungen der Steine, Ausbauchungen und fehlende Verfugung, wodurch sich einzelne Steine aus dem Mauerwerk lösen konnten. Unzureichende Wasserführung oder fehlende Schutzbauteile verschlechterten den Zustand. Die Eisenbetontreppe zeigte vor allem Abplatzungen und freiliegende Bewehrung. Allgemein war die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben und die Dauerhaftigkeit gefährdet. Bei der Aussichtsplattform war die Standsicherheit des Geländers gefährdet. Es war keine planmäßige Entwässerung vorhanden, Estrichabdeckungen und die Betonplatten waren gerissen, so dass Wasser in die Konstruktion eindringen konnte.
Maßnahmenbeschreibung:
Der Turm wurde durch ein Innen- und ein Außengerüst mit Aufzug und Treppenturm für die Arbeiten erschlossen und mittels eines Wetterschutzdaches vor Niederschlagswasser während der Baumaßnahmen geschützt. Das Mauerwerk des Bergfrieds wurde durch Mauerwerksaustausch, Neuverfugung, Vernadelung und Verankerungen gesichert und instand gesetzt. Der Beton der Treppenkonstruktion wurde mittels lokaler Spachtelung, Korrosionsschutz und Rissinjektion saniert. Die Betonplatte der Aussichtplattform wurde großenteils abgebrochen und als neue Stahlbetonplatte mit Abdichtung und Entwässerung hergestellt. Als Absturzsicherung wurde ein neues Geländer montiert und das Treppenauge bekam eine Glas-Stahl-Konstruktion als Abdeckung.
Besonderheiten:
Die Maßnahme wurde in Teilen als Winterbaustelle unter Schutzgerüst und Beheizung ausgeführt. Die Eintaktung der Arbeiten erfolgte unter Berücksichtigung der gegebenen Temperaturen und Optimieriung der Schutzmaßnahmen. Durch eine gute Kommunikation unter allen Beteiligten konnte eine zufriedenstellende Lösung unter Wahrung der Interessen des Denkmalschutzes, der Nutzung und der Wirtschaftlichkeit umgesetzt werden.